Sicheres Wohnen

Gegen viele Risiken und Gefahren könnten wir uns schützen. Vor allem, indem wir auf soziales Miteinander setzen
Illustration: Malcom Fisher
Illustration: Malcom Fisher
Axel Novak Redaktion

 

Es ist schon seltsam: Da wächst der Eindruck, wie unsicher das Leben geworden ist. Immer mehr Vorrichtungen sollen uns gefühlte Sicherheit verleihen – vom zusätzlichen Seitenairbag über die Schutzmaske bis zum vollständigen Abbruch des sozialen Kontakts. Und zugleich sind viele Menschen im privaten Bereich eher sorglos. Sie wiegen sich in falscher Sicherheit, was ihre Wohnung und ihr privates Umfeld betrifft. Sie sparen bei der Sicherheitstechnik an Fenstern und Türen. Die Folge: Allzu oft verführen schlecht gesicherte Wohnungen oder Büros und Nachlässigkeit Diebe geradezu zum kriminellen Handeln.


Dabei ist die Sicherheit kein Hexenwerk, zumindest, was die Bedrohung von Außen betrifft: Die Technik, um sich zu schützen, ist leicht erhältlich. Riegel oder Zusatzschlösser können meist auch ohne fachmännische Hilfe montiert werden. Das hilft schon viel, denn die Erfahrung zeigt: Einbrecher wollen in der Regel in nur wenigen Minuten in die Wohnung oder das Büro gelangen. Ist die Immobilie gesichert, wenden sie sich anderen Objekten zu. Teure Umbauten oder Alarmanlagen werden unter Umständen staatlich gefördert: Über verschiedene Programme unterstützt zum Beispiel die KfW auch beim Schutz gegen Wohnungseinbruch.

Weniger Einbrüche und Diebstähle

Sicher, soziale Einschränkungen durch die Corona-Pandemie – das bedeutet auch, dass manche Verbrechen weniger geworden sind. Zum Beispiel bei Diebstählen oder Einbrüchen gehen die Fallzahlen zurück. 75.000 Einbrüche in Wohnungen wurden 2020 an die Polizei gemeldet. Fünf Jahre zuvor waren es noch mehr als doppelt so viele, sagt die polizeiliche Kriminalitätsstatistik. Nach Angaben des Bundeskriminalamtes sind viele Möglichkeiten für Einbruch und Diebstahl weggefallen, weil die Menschen mehr zu Hause waren.

So kommt der Bericht zu einem Fazit: Deutschland wird immer sicherer, zumindest was die Bedrohung durch Dritte betrifft. „Der Blick auf das Kriminalitätsgeschehen des vergangenen Jahres zeigt aber auch, dass der grundsätzlich rückläufige Trend in der Allgemeinkriminalität durch die Pandemie nicht beeinflusst wurde“, heißt es.

Andererseits sind neue Tatgelegenheiten entstanden, zum Beispiel im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie: Subventionsbetrug und politisch motivierte Kriminalität haben kräftig zugelegt, so die Behörde in ihrem Bericht „Auswirkungen von Covid-19 auf die Kriminalitätslage in Deutschland“.

Sorglosigkeit beim Cybercrime

Auch hat die soziale Zurückgezogenheit ihre Kehrseite: Durch die verstärkte Verlagerung des privaten, öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens in den digitalen Raum konnten in den vergangenen Monaten vor allem Cyberkriminelle aktiv werden. Passwort-Abschöpfung, Angriffe über das Netz, Diebstahl, Betrug – das sind die Erscheinungen von Cybercrime. Dabei haben Kriminelle ihre Opfer in den vergangenen Monaten viel leichter gefunden.


Es scheint, dass viele Menschen im Homeoffice sichere IT-Umgangsregeln gelernt haben, privat sind sie oft noch sorglos. 2020 verzeichnete die Polizei 8,7 Prozent mehr solcher Cybercrime-Straftaten als im Vorjahr. Dabei ist der Schutz auch in diesem Bereich nicht immer schwer: Wer sich ein schwieriges Passwort sucht und vertrauliche Daten nicht leichtgläubig preisgibt, der ist zumindest einigermaßen geschützt.

Schutz vor Verletzungen

Abgesehen von solchen physischen und psychischen Gewalteinwirkungen geht es beim Thema Sicherheit auch um die Sicherheit in unseren Wohnungen, um unsere Unverletzbarkeit. Auch hier gibt es Möglichkeiten vorzusorgen. Wer Kinder bekommt, muss seine Wohnung aufrüsten – mit Steckdosensicherungen, Schubladen-Hemmern oder verschließbaren Fenstergriffen.


Auch beim Rauchmelder hat sich vieles getan, seitdem der Gesetzgeber Vermieter und Eigenheimbesitzer verpflichtet hat, die kleinen Signalgeber in Zimmern und Fluchtwegen zu installieren. Statistisch gesehen retten die Rauchmelder bundesweit jeden Tag drei Menschen vor Tod oder Brandverletzungen, hat die Initiative „Rauchmelder retten Leben“ herausgefunden. Allerdings gehen Beobachter davon aus, dass trotz der Installationspflicht in 15 Bundesländern derzeit nur jedes zweite Eigenheim ausreichend durch Rauchwarnmelder gesichert ist.


Eine ganz andere Bedrohung sind chemische oder biologische Stoffe, die den Körper angreifen können: Allergene. Mittlerweile leidet nach Angaben des Robert Koch-Instituts fast jeder fünfte Erwachsene in Deutschland an mindestens einer Allergie. Klar, dass in diesem Kontext Sicherheit eine ganz andere Dimension bekommt: Derzeit ist allergikerfreundliches Bauen ein großes Thema. So sollen naturnahe Baustoffe verwendet werden, statt Materialien, die Allergien fördern. Auch aggressivere Schadstoffe und Chemikalien – zum Beispiel in Leimen, Farben und Lasuren – sollten in Innenräumen vermieden werden. Auch die Feuchtigkeit sollte stimmen: So vermeidet man Schimmel, der gerade für Allergiker gefährlich werden kann. Und schließlich gibt es ganz simple Methoden, gesund zu wohnen: Holzboden statt Teppiche. Oder Möbel mit glatter Oberfläche statt plüschiger Sessel.

Gewalt in der Familie

Und schließlich gibt es Gefahren und Risiken, gegen die sich die Betroffenen nur schwer schützen können: Als partnerschaftliche Gewalt beschreibt die Polizeiliche Kriminalstatistik die vielen Fälle, die heute fast jedes fünfte Verbrechen in Deutschland ausmachen. 141.792 Fälle wurden der Polizei 2020 angezeigt, fast fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Noch weniger Sicherheit finden manche Kinder: Die Polizei stellte im vergangenen Jahr fast sieben Prozent mehr sexuellen Missbrauch von Kindern fest als im Vorjahr. Die Anzahl der Fälle stieg auf insgesamt 16.000 Fälle.


In diesem Sinne ist Sicherheit viel mehr als eine Frage von technischen Lösungen. Entscheidend ist die Aufmerksamkeit von Freunden, Familienmitgliedern, Nachbarn, Lehrern oder anderen Kontaktpersonen. Neugier, Sorge und empathische Hartnäckigkeit haben schon manches Verbrechen verhindert.

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