Intelligent vernetzt

Begriffe wie Smart Home und Smart Living sind in aller Munde, doch was ist damit eigentlich gemeint? Macht ein Rasenmähroboter das eigene Zuhause schon intelligent, oder steckt mehr dahinter?
Illustration: Malcom Fisher
Illustration: Malcom Fisher
Laura Puttkamer Redaktion

 

„Guten Morgen, es ist 7 Uhr und die Sonne scheint“ – so könnte der Tag in einem Smart Home beginnen. Ein Sprachassistent wie etwa Alexa weckt die Bewohner:innen auf. Je nach Stimmung lässt sich nun beispielsweise Musik spielen, eine To-Do-Liste verlesen oder ein Blick auf die aktuellen Nachrichten werfen.

„Soll ich die Kaffeemaschine anschalten?“, ist vielleicht die nächste Frage der intelligenten Zentrale des Smart Homes. Denn hier sind alle Geräte miteinander vernetzt. Sie lassen sich über eine App steuern, die wiederum mit Sprachbefehlen, aber auch manuell bedient werden kann. Zwar muss man Geräte wie die Kaffeemaschine, die Spülmaschine oder die Waschmaschine noch selbst beladen, aber die gesamte elektrische Steuerung lässt sich im Smart Home digital regeln.
„In zehn Minuten geht es los zur Arbeit“, tönt nun die angenehme automatische Stimme. Das Gerät kann Informationen zum Ladestand des E-Autos geben, eine Übersicht der schnellsten Verbindung mit den öffentlichen Transportmitteln bereitstellen oder ein Taxi bestellen. So kommen Nutzer:innen auf dem schnellsten Weg von A nach B, ohne in verschiedenen Apps die Routen und Preise miteinander vergleichen zu müssen. Während die Hausbewohner:innen bei der Arbeit oder auf Reisen sind, kümmert sich das Smart Home um das Rasenmähen, das Staubsaugen sowie das Pflanzengießen.


„Soll ich schon einmal einheizen?“, fragt das Smart Home, wenn es erkennt, dass die Bewohner:innen auf dem Rückweg nach Hause sind. Sei es eine kuschelig warme Innentemperatur, das Einschalten des Backofens oder ein kaltes Bier, die Zentrale denkt mit und bietet erlernte Optionen an. Anhand von Künstlicher Intelligenz kann sie zum Beispiel die Lüftung, die Lichter, die Musik und auch die Temperatur im Smart Home steuern.


„Jetzt noch ein Film?“, könnte eine der letzten Fragen des Tages sein. Das Smart Home schlägt Lieblingsfilme und weiteres Entertainment vor. Alternativ kann es einen Anruf tätigen, eine romantische Beleuchtung einschalten oder Nachrichten an Freunde schicken. Auch kann es ein heißes Bad einlassen, Tee kochen oder andere Abendrituale einleiten. Der Komfort wird im Smart Home eben großgeschrieben.

Komfortabel, günstig, energieeffizient

Schon heute benutzen 41 Prozent der Deutschen vernetzte Geräte in ihrem Zuhause. Diese sind ganz auf Bequemlichkeit ausgelegt. Der Hauptgedanke besteht darin, sich die moderne Technologie zunutze zu machen, um eine höhere Lebensqualität zu erzielen. Dies funktioniert besonders dann, wenn sich alle Smart-Living-Geräte zentral über die gleiche App steuern lassen. So empfangen sie Befehle, reagieren auf Bewegungen und können vorab definierte Prozesse automatisiert durchführen.


Die wichtigsten Vorteile am Smart Living im intelligenten Haus sind neben dem Komfort auch eine höhere Sicherheit sowie insgesamt niedrigere Kosten. Dank der Künstlichen Intelligenz ist es nämlich möglich, Energieverluste zu vermeiden und etwa bei der Stromversorgung, aber auch beim Einkaufen stets den günstigsten Preis zu finden. Bis zu 30 Prozent Energie lassen sich mithilfe von smarten Geräten in einem intelligenten Haus schon heute einsparen.


Das Smart Home bedient Zukunftstrends wie Klimawandel, Globalisierung und Digitalisierung. Auch der demografische Wandel ist hier wichtig. Denn gerade für ältere Menschen können intelligente Technologien einen deutlich höheren und sichereren Lebensstandard ermöglichen. Dazu gehören Notfallknöpfe, Drucksensoren für eventuelle Stürze, Matratzen, die die Gesundheitswerte untersuchen und Videotechnologien. Vor allem im Gesundheitsbereich ist die Privatsphäre natürlich nicht zu vernachlässigen, weshalb hier besonders strenge Verschlüsselungen zum Einsatz kommen.

Unerkanntes Potenzial

Trotz all dieser Vorteile hat es seine Gründe, dass viele Häuser noch gar nicht oder nur in wenigen Bereichen smart sind. Zum Beispiel besitzt über die Hälfte der deutschen Haushalte einen Smart-TV, der jedoch meist nicht mit anderen Technologien verknüpft ist. Dies liegt unter anderem daran, dass vielen Verbraucher:innen das Potenzial eines Smart Homes noch gar nicht bekannt ist.


Darüber hinaus ist es  sinnvoll abzuwarten, in welche Richtung sich die neuen Technologien entwickeln. Denn heutige Smart-Living-Geräte sind eventuell in den nächsten Jahren schon überholt. Da ist besser, in „Evergreens“ wie eine intelligente Gebäudetechnik oder ein praktisches Design für Schalter und Systeme zu investieren.


Die oben beschriebenen Szenarien für ein Smart Home sind zwar bereits alle möglich, aber nicht immer realistisch. Die Technik hat ihre Probleme und die verschiedenen Marken lassen sich oft nicht miteinander kombinieren. Der fragmentierte Markt macht es schwieriger, das Smart Home umzusetzen. Aktuell sind die angeblich intelligenten Lösungen manchmal doch komplizierter als das herkömmliche Angebot. Niemand möchte mehrfach „Entschuldigung, das habe ich nicht verstanden“ hören, wenn er eigentlich nur den Lichtschalter per Sprachsteuerung betätigen wollte.


Noch ein Grund dafür, dass Smart Homes sich noch nicht flächendeckend durchgesetzt haben, sind Datenschutzbedenken. Denn häufig ist es nicht klar, wie Anbieter mit den Nutzerdaten umgehen. Fälle von unverschlüsselter Passwortübertragung sowie die Angst vor Hacker:innen lassen viele Menschen zögern, was den Umstieg auf ein intelligentes Zuhause angeht. Jedoch kann das Smart Home nur dann funktionieren, wenn die Geräte Daten sammeln und aus ihnen lernen dürfen. Sicherheitslabel und Siegel von Prüfstellen helfen dabei, entsprechende Vorgaben zu prüfen.

Smart Living

Ein gut funktionierendes Smart Home ist eine Einheit, die den Bewohnern und Bewohnerinnen das Leben erleichtert. Dabei soll es proaktiv sein und zum Beispiel häufig genutzte Befehle wie „Heizung auf 23 Grad“ in relevanten Zeiträumen selbst vorschlagen. Insbesondere in den Bereichen Energieversorgung, Belüftung und Gebäudebetrieb gibt es hier noch viel Potenzial. Hier wird nicht nur Komfort geboten, sondern auch die CO2-Bilanz sowie die Energierechnung gesenkt: Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, sinkende Kosten und Komfort in einem!


Die Entwicklung von Smart-Home-Technologien ist spannend und die Vision eines proaktiven Smart Homes bereits zum Greifen nahe. Insbesondere Trends wie Gesichts- und Bilderkennung, biometrische Zugangskontrollen, Sprachverarbeitung und -steuerung sowie eine intelligente Energiesteuerung werden die Zukunft im intelligenten Zuhause formen. So sollen sie das Smart Living möglich machen.


Neben technologischen Herausforderungen stehen auch gesellschaftliche und wirtschaftliche Grenzen dem Smart Home aktuell noch im Weg. Datenschutzbedenken sowie eine Fragmentierung des Marktes mit allzu vielen Insellösungen sorgen dafür, dass der Markt unübersichtlich und für viele Nutzer:innen auch einschüchternd ist. Klare Standards sowie die Verpflichtung für Unternehmen, seriösen Datenschutz zu bieten, müssen die nächsten Schritte sein.


Zudem ist es wichtig, Entwicklungen wie etwa neue Smartphone-Technologien, den Trend zum Homeoffice, neue Anforderungen an das Zuhause sowie Neuerungen in der Künstlichen Intelligenz sowie im Big-Data-Learning im Blick zu behalten. Dabei ist es auch wichtig, im Sinne des Smart Living zu denken. Denn schließlich sind alle Lebensbereiche eng miteinander verwoben. Da ist es sinnvoll, intelligente neue Technologien nicht nur in den eigenen vier Wänden, sondern auch darüber hinaus einsetzen zu können. Und je üblicher diese werden, desto erschwinglicher werden sie auch.


Mit Mut, Entschlossenheit und Vision ist es möglich, das Smart Home der Zukunft zu gestalten. Dieses wiederum ist Teil der Smart City, in der Bereiche wie Bildung, Transport und Gesundheit intelligent miteinander vernetzt sind. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass die Digitalisierung hier unzählige Chancen bereithält – es ist nun an der Zeit, diese auch zu nutzen.

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