Tipping Point erreicht

Schlaue Gebäude können zum Klimaschutz beitragen. Dabei helfen Künstliche Intelligenz und die Vernetzung mit dem Stromnetz.
Klaus Dederichs, Partner und Bita Sotoudeh, Projektmanagerin beim Beratungs- und Planungsunternehmen Drees & Sommer SE
Klaus Dederichs, Partner und Bita Sotoudeh, Projektmanagerin beim Beratungs- und Planungsunternehmen Drees & Sommer SE
Drees & Sommer SE Beitrag

Welche Rolle spielt der Gebäudesektor bei der Erreichung der Klimaziele?

Klaus Dederichs: Eine große. 20 Prozent Energieoptimierungspotentiale wären allein durch einen intelligenten Gebäudebetrieb möglich. In Customized Smart Buildings verknüpft Künstliche Intelligenz (KI) alle technischen Anlagen, Sensoren sowie Planungs-, Betriebs- und Nutzerdaten und steuert die Prozesse im Gebäude. Die KI wird das Gebäude und den Energiebedarf nicht nur optimieren, sondern auch verlässlich prognostizieren und das den Netzbetreibern mitteilen. 

Bita Sotoudeh: Nehmen wir zum Beispiel das Heizen, Kühlen und die Belüftung von Räumen. Ein intelligentes Gebäude steuert das abhängig von den vorherrschenden Bedingungen und der Belegung und regelt die Räume auf den notwendigen Bedarf. Dadurch lassen sich beträchtliche Energieeinsparungen realisieren. Die Grundlage bilden Sensoren zur Messung und Kontrolle von Veränderungen in der Umgebung. Die Sensoren erfassen Verbrauchsdaten für Wasser, Strom oder Gas oder die Intensität der Lichteinstrahlung, melden Bewegungen oder messen den Schall. Aus den gesammelten Daten lassen sich detaillierte Nutzungsprofile von Gebäuden und Anlagen in Echtzeit ableiten. In Zukunft kann die KI sogar Muster für ganze Immobilienportfolios ermitteln und den künftigen Verbrauch für eine relativ große Zeitspanne vorhersagen.

Welche Rolle spielt der Strom aus der eigenen Solaranlage auf dem Dach?

K.D.: Strom aus erneuerbaren Quellen ist ein weiterer Hebel zur Erreichung der Klimaziele. Solar- und auch Windenergie sind aber stark von Umweltfaktoren abhängig, deshalb muss man auch die Stabilität des Stromnetzes im Auge behalten. Auch dabei helfen Customized Smart Buildings: Mit Smart Grids als zentraler Steuerungseinheit können sie anhand von Echtzeitdaten zu Stromerzeugung, -verbrauch und -speicherung Energieproduktion und den -verbrauch optimal aufeinander abstimmen und so das Lastenmanagement innerhalb des Stromnetzes verbessern. Das Gebäude von morgen spricht quasi mit dem Stromnetz und vernetzt die Gebäude zu einem intelligenten Quartier als Basis für eine Smart City.

Gibt es solche hochintelligenten Gebäude schon?

B.S.: Die gibt es als Pilotprojekte. Das von der CA Immo in Berlin entwickelte Bürogebäude cube berlin wurde letztes Jahr eröffnet. Es steckt voller smarter Technologie. Im Bürogebäude THE SHIP in Köln oder im Hamburger Hammerbrooklyn ist es ähnlich. Viele weitere Gebäude sind in Bearbeitung und Fertigstellung. Aus unserer Sicht ist der Tipping Point für Customized Smart Buildings erreicht.

K.D.: An unserem Firmensitz in Stuttgart bauen wir gerade mit dem OWP 12 ein neues, nachhaltiges und smartes Bürogebäude für 200 Mitarbeiter. Da demonstrieren wir unseren Kunden live, welche Vorteile ihnen intelligente Gebäude bieten. 

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